Salon: nomen est omen

An diesem Abend drehte sich alles um Vor- und Nachnamen oder Doppelnamen. Es war ein Salon voller Lebensgeschichten, bei dem die Faszination über Erinnerung und Vorstellungskraft greifbar wurde. Vor dem Salon war uns Zwischen den Polen bereits klar: ein Name ist viel mehr als ‚nur’ ein Name. Wir schrieben schon vor einigen Jahren unsere Namenstexte – einige davon haben wir während des Salons gelesen. Diese Texte enthalten viel Migrationsgeschichte: Von Kuriositäten wie ‚Eindeutschungen’ bis hin zum unterschiedlich erfahrenen Leid und Spaß am Buchstabieren sowie kreativen Umgang mit cz, sz und rz.

Eugen und Jola, unsere besonderen Gäste des Salons, veranschaulichten, wie weit die Thematik reicht:

In Eugen Litwinows dokumentarisch-fotografischen Beitrag geographisch gesehen bis nach Kasachstan. Seine Reise nach Deutschland war zugleich eine Reise von Evgenij zu Eugen. Seine und ähnliche Namensgeschichten hat Eugen eindrucksvoll recherchiert, mit Sinn für Humor und für die Vielfalt von Lebensentwürfen. „Mein Name ist Eugen“ ist ein Buch von klarer Ästhetik und inhaltlicher Horizonterweiterung – es eröffnet die Begegnung mit vielfältigen Biographien, die alle eins gemeinsam haben: Den Namenswechsel von Evegnij zu Eugen.

Jola Wieczoreks Kurzfilm „List do Polski“, den sie zum ersten Mal in Deutschland präsentierte, reicht bis tief in die Persönlichkeitsforschung – er fokussiert Sinnliches und kaum Sagbares. Die in Wien lebende Regisseurin wuchs in Polen als Jolka und Joleczka auf und wurde nach der Migration in Österreich Jola genannt. Jola fängt Erinnerungen an ihre Kindheit filmisch ein. Es ist faszinierend, wie auf der Leinwand Gerüche, Geräusche, Stimmungen, Atmosphären wahrnehmbar werden – und es ist die Begegnungsgeschichte von Joleczka und Jola, die berührt.

Gleich nach unserem Salon erhielten wir tolle Namensgeschichten. Deutsch-polnische, auch eine deutsch-französische war dabei. Vielen Dank! Und: gerne weiter so! Wir sammeln Eure Namensgeschichten und freuen uns über jede E-mail zu diesem Thema! So entsteht nach und nach ein gemeinsames Manifesto für das Buchstabieren und gegen das Glätten, für mehr Diversität und gegen die Langeweile. Seid dabei – schreibt mit!

Kurzer Film zum Salon: https://youtu.be/liEf5FxSuNo